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POP
Rosanne Cash
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THE RIVER & THE THREAD
B lu e N o te /U n iv e rs a l CD (V .Ö .: 21.2.)
(3 9 ’ )
A u c h a ls LP e rh ä ltlic h
Die Songs ihres 2003 gestorbenen
Vaters waren tief im amerikanischen
Süden verwurzelt, und auch Rosanne
Cash selbst hegt sozusagen gene-
tisch veranlagt eine tiefe Zuneigung
zu der Region. Trotzdem hat die 1955
in Memphis, Tennessee geborene
Musikerin von Zeit zu Zeit versucht,
sich in der eigenen Karriere von der
Familientradition zu entfernen. Ihre
Alben „Rhythm & Romance“ (1985)
oder „Wheels“ (1993) beispielsweise
waren befreiende Ausflüge ins Feld
zeitgenössischer Popmusik. „Die
alte Musik - sie ist keine Religion“,
begründete Cash einst ihren Schritt
weg vom Erbe des Herrn Papa.
Wenn sich die Sängerin und Song-
schreiberin auf ihrem fabelhaften
C D s
|
NEUES AUS
DER MUSIKWELT
Blue-Note-Debüt nun mithilfe von
Allison Moorer, John Prine, Kris
Kristofferson und Tony Joe White
wieder mal dezidiert dem Süden zu-
wendet, dann sicherlich nicht um ihn
zu verklären. Der Dixieland-Mythos
ist für Rosanne Cash keineswegs
unumstößlich, vielmehr wird er in
sehr persönlichen Songs zwischen
Old-School-Country, Folk, Gospel
und Delta-Blues in all seiner Wider-
sprüchlichkeit aufgezeigt.
Besonders deutlich macht das
etwa das bewegende und traumhaft
schöne „The Sunken Lands“. Dieser
Folksong handelt in eindeutigen
Metaphern von jener verarmten
Agrarregion in Arkansas, in der
Johnny Cash aufwuchs und bereits
mit fünf Jahren auf Baumwollfeldern
schuftete. Auch das wunderbare
„When The Master Calls The Roll“
kratzt am Südstaaten-Mythos. In
anrührenden Versen erzählt dieses
Klassestück die (teilweise erdachte)
Geschichte von Rosannes Vorfahren
William Cash, der ganz unheroisch
als Soldat im Bürgerkrieg gefallen
sein soll: ein Civil-War-Drama mit
herzzerreißendem Ende!
Harald Kepler
MUSIK ★
KLANG
Hands On Strings
PROMETHEUS
D o c to r H e a rt M u s ic /In - A k u s tik CD
(4 9 ’ )
Thomas Fellow hat sich insbe-
sondere als eine Hälfte des ge-
mischten Doppels Friend ,n Fellow
einen Namen gemacht, Stephan
Bormann wird als Begleiter (Cristin
Claas) und Fachautor von Lehrbü-
chern sehr geschätzt. Zusammen
spielen die beiden Meistergitarris-
ten auch auf „Prometheus“ wieder
hochvirtuose Kabinettstücke. Im
highfidelen
Unplugged-Sound
lassen sie in Titeln zwischen
Akustikrock,
Fusionjazz,
New
Age, W eltm usik sowie Klassik
ihrer atemberaubenden Fingerfer-
tigkeit freien Lauf. Herausragend:
die furiose Umsetzung von Gloria
Estefans altem Latinhit „Conga“.
hake
MUSIK ★
KLANG ★ ★ ★ ★ V
J a rra h /W a r n e r CD
i5 2 :)
The B lind Boys o f Alabama
I’LL FIND A WAY
S on y CD___________________________________________ (3
T)
LIONS
G rö n la n d /R o u g h T ra d e CD (a u c h a ls LP)
(4 3')
Paul Rodgers
THE ROYAL SESSIONS
4 2 9 R e c /C a r o lin e /U n iv e r s a l CD (a u c h a ls LP)
(4 2 ’ )
In Interviews philosophiert John
Butler oft darüber, dass Songs wie
wilde Pferde sind, die es einzufan-
gen gilt, ohne sie zu brechen und
ihnen das Ungestüme zu rauben.
Auf dem
ungezähmten
neuen
Album gelingt ihm das W ildhü-
terhandwerk einmal mehr recht
ansprechend. Im eigenen Studio
in Fremantle hat er dafür Rap-Rock
(„Livin’ In The City“), virtuosen
Fingerpicking-Folk
(„Spring To
Come“), Roots-Reggae („Blame It
On Me“) und Bluesiges („Devil Wo-
man“) livehaftig produziert und na-
he am Ausgangszustand belassen.
Ein Entschluss pro Authentizität,
der kleine Soundmängel bewusst
in Kauf nimmt.
hake
MUSIK ★
KLANG ★
______________
Bei mehr als der Hälfte der Auf-
nahmen ist das Gospel-Ensemble
eher als Chor im Hintergrund zu
hören. Phil Cook und Produzent
Justin Vernon brillieren als Gitar-
risten bei Songs, die unter anderen
Shara Worden, Merrill Garbus von
den tUnE-yArDs und Patty Griffin
als die wahren Stars des Projekts
präsentieren - wofür sich Ms. Grif-
fin mit ihrem Grammy-dekorierten
Gospel-Album vor Jahren mehr als
hinreichend qualifiziert hatte. Ihr
„Jubilee“ als Finale ist denn auch
bester Song hier. Zum Fremdschä-
men missraten ist der Beitrag des
Bon-Iver-Chefs als Sänger von
Dylans „Every Grain Of Sand“.
F. Sch.
MUSIK ★
KLANG
______________
Bereits sein letztes Album „Gold In
The Shadows“ lobten wir über den
grünen Klee. Es erschien fraglich, ob
der glatzköpfige Rauschebartträger
und neben Bon Iver verzaubernds-
te unter den verhuschten Singer/
Songwritern erneut solch sensibel
ausformulierte Songs komponieren
wird. Doch als ehemaliger Physio-
therapeut scheut William Fitzsim-
mons keine emotionalen Konflikte
und präsentiert uns abermals sein
Herz auf dem Silbertablett. Man-
chen mag sein sentimentaler Vor-
trag zu weinerlich klingen, aber bei
allen geschundenen Seelen dieser
Welt wird das bezeichnenderwei-
se am Valentinstag erscheinende
„Lions“ einen Nerv treffen.
pb
MUSIK ★
KLANG ★
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Stolz vermerken die Booklet-Texte,
dass Reverend Charles Hodges,
Veteran an der Hammond B3 für
Ann Peebles, O. V. Wright und Al
Green, dem Sänger aus England
nach perfekt gelungenem erstem
Take von „That’s How Strong My
Love Is“ seine Bewunderung mit-
teilte. Bei den Soul-Balladen lief
Paul Rodgers in der Tat zu Bestform
auf, und die Cracks assistierten
bei den Sessions in den Memphis
Royal Studios meisterlich. Dass
er an diesem für so viele Hi-Re-
cords-Klassiker bekannten Studio
dereinst mal „I’ve Got Dreams To
Remember“ aufnehmen würde, hat
Rodgers in Free-Zeiten sicher nicht
mal zu träumen gewagt.
F. Sch.
MUSIK ★
KLANG ★ ★ ★ V ★
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128 STEREO 3/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht
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